Als ihn sein Chef beim nächsten Mal anbrüllte, ballte Graber innerlich die Faust und atmete zehnmal tief durch. Es half tatsächlich: Graber blieb gelassen und lächelte. Er kenne ein ausgesprochen wirksames Konzept, um das seelische Gleichgewicht zu halten, versuchte er seinen Vorgesetzten zu beruhigen. «Das könnte auch Ihnen weiterhelfen.» Doch sein Chef geriet daraufhin erst recht in Rage: «Beim nächsten Mal fliegen Sie raus, und zwar samt ihren esoterischen Büchern», schnauzte er ihn an. Gut zureden half hier offenbar nicht weiter. Sein Boss schien gegenüber guten Ratschlägen resilient zu sein, wie Graber ernüchtert feststellen musste.
GRABER – Ein Manager im Hamsterrad
Management by Graber – die Kult-Kolumnen aus der Neuen Zürcher Zeitung NZZ
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Die Kurzgeschichten beschreiben den alltäglichen Irrsinn des Büroalltags des engagierten und zuweilen etwas unbedarften Geschäftsmannes Graber: Es geht um Stabsstellen, die sich verselbständigen, Managementfloskeln zur Verschleierung von Führungsschwächen und Konzeptlosigkeit, umtriebige Praktikanten und aufbrausende Vorgesetzte. Dabei ist auch Graber schnell einmal überfordert, wenn es ihm denn ausnahmsweise für kurze Zeit gelingt, in die Chefposition aufzurücken.
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Die meiste Zeit strampelt er im Hamsterrad einer sich immer schneller drehenden Berufswelt, die manch einen Mitarbeiter abzuhängen droht. Er strauchelt über Genderfragen, Silicon-Valley-Euphorie und Digitalisierung. Hinzu kommt der alltägliche Spagat zwischen Beruf und Familie. Wie reagiert man, wenn die Tochter am Besuchstag ihren Vater unbedingt ins Büro begleiten will und die liebe Gattin eine gerechtere Verteilung der Familienpflichten einfordert? Graber ist Antiheld als auch Sympathieträger zugleich. Er müht sich ab, scheitert und rappelt sich wieder auf: Geschichten zum Schmunzeln und Nachdenken.
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Erschienen im Verlag Edition Königstuhl
Erhältlich bei:
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